Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen
Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Das Glitzern der Heringsschuppe in der Stirnlocke
Ein isländisches Familienporträt
Buch von Óskar Árne Oskarsson
Sprache: Deutsch

14,80 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Lieferzeit 1-2 Wochen

Produkt Anzahl: Gib den gewünschten Wert ein oder benutze die Schaltflächen um die Anzahl zu erhöhen oder zu reduzieren.
Kategorien:
Beschreibung
Der TischAuf unserem Esstisch zuhause in der Bergstaðastræti lag immer ein kariertes Wachstuch. Es war ein alter Holztisch mit stämmigen Beinen und einem großen, schwarzbraunen Fleck auf der Tischplatte. Er hatte meiner Großmutter Stefanía gehört, sie hatte ihn schon in der Heringsbaracke in Siglufjörður gehabt, damals, als man ihrem Sohn Stebbi das Bein abgenommen hatte. Zwölf Jahre alt war er da gewesen. Mit dem verkrüppelten linken Bein war er schon auf die Welt gekommen, aber später hatte sich dort die Schwindsucht festgesetzt. Es war der Winter im Jahr 1920. Er war sterbenskrank, so dass der Arzt aus der Stadt kommen musste, Valdimar Steffensen, der damals seine Praxis in Akureyri hatte. Um das Leben des Jungen zu retten, musste er ihm das Bein abnehmen. Man gab dem kleinen Stebbi also eine Morphiumspritze, legte ihn auf den Tisch, und dann sägte der Arzt das Bein direkt unter der Leiste ab. Stefanía hielt ihren Sohn die ganze Zeit über fest. Die Operation verlief, gemessen an den Umständen, recht gut, doch die Morphiumvorräte waren bald aufgebraucht. In den darauf folgenden Tagen gellten die Schreie des Jungen durch die Straßen. Die Nachbarn wussten, was los war, aber in den Nächten danach bekam in Siglufjörður kaum jemand viel Schlaf. Nach und nach wurden die Schreie seltener, aus Akureyri hatte man neues Morphium geschickt. Den Fleck auf der Tischplatte hatte Großmutter ihr ganzes Leben lang nie weggekriegt, so tief war das Blut des Jungen in das Holz gesickert. Trotzdem stellten Stefanía und ihre Kinder ihre Teller und Tassen nach wie vor auf diesen guten, verlässlichen Holztisch. Stebbi erholte sich erstaunlich schnell, man hatte ihm eine Holzkrücke zurechtgezimmert, auf der er behende auf den Anlegebrücken herumwuselte, und wenn er dabei ins Wasser fiel, hievte er sich auf seine Krücke und paddelte unverdrossen wieder an Land, wie er es später selber gern zum Besten gab. Auch bei den Damen stand er schon in jungen Jahren hoch im Kurs, und nach den Schäferstündchen glitzerte in seiner dunklen Stirnlocke oft eine silbrige Heringsschuppe.
Der TischAuf unserem Esstisch zuhause in der Bergstaðastræti lag immer ein kariertes Wachstuch. Es war ein alter Holztisch mit stämmigen Beinen und einem großen, schwarzbraunen Fleck auf der Tischplatte. Er hatte meiner Großmutter Stefanía gehört, sie hatte ihn schon in der Heringsbaracke in Siglufjörður gehabt, damals, als man ihrem Sohn Stebbi das Bein abgenommen hatte. Zwölf Jahre alt war er da gewesen. Mit dem verkrüppelten linken Bein war er schon auf die Welt gekommen, aber später hatte sich dort die Schwindsucht festgesetzt. Es war der Winter im Jahr 1920. Er war sterbenskrank, so dass der Arzt aus der Stadt kommen musste, Valdimar Steffensen, der damals seine Praxis in Akureyri hatte. Um das Leben des Jungen zu retten, musste er ihm das Bein abnehmen. Man gab dem kleinen Stebbi also eine Morphiumspritze, legte ihn auf den Tisch, und dann sägte der Arzt das Bein direkt unter der Leiste ab. Stefanía hielt ihren Sohn die ganze Zeit über fest. Die Operation verlief, gemessen an den Umständen, recht gut, doch die Morphiumvorräte waren bald aufgebraucht. In den darauf folgenden Tagen gellten die Schreie des Jungen durch die Straßen. Die Nachbarn wussten, was los war, aber in den Nächten danach bekam in Siglufjörður kaum jemand viel Schlaf. Nach und nach wurden die Schreie seltener, aus Akureyri hatte man neues Morphium geschickt. Den Fleck auf der Tischplatte hatte Großmutter ihr ganzes Leben lang nie weggekriegt, so tief war das Blut des Jungen in das Holz gesickert. Trotzdem stellten Stefanía und ihre Kinder ihre Teller und Tassen nach wie vor auf diesen guten, verlässlichen Holztisch. Stebbi erholte sich erstaunlich schnell, man hatte ihm eine Holzkrücke zurechtgezimmert, auf der er behende auf den Anlegebrücken herumwuselte, und wenn er dabei ins Wasser fiel, hievte er sich auf seine Krücke und paddelte unverdrossen wieder an Land, wie er es später selber gern zum Besten gab. Auch bei den Damen stand er schon in jungen Jahren hoch im Kurs, und nach den Schäferstündchen glitzerte in seiner dunklen Stirnlocke oft eine silbrige Heringsschuppe.
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Belletristik, Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Originaltitel: Skuggamyndir
Inhalt: 128 S.
ISBN-13: 9783887472528
ISBN-10: 3887472527
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Oskarsson, Óskar Árne
Übersetzung: Betty Wahl
Hersteller: Transit Buchverlag GmbH
Verantwortliche Person für die EU: Transit Buchverlag GmbH, Gudrun Fröba, Brückenstr. 6, D-95126 Schwarzenbach, transit@transit-verlag.de
Maße: 220 x 145 x 13 mm
Von/Mit: Óskar Árne Oskarsson
Erscheinungsdatum: 02.03.2011
Gewicht: 0,274 kg
Artikel-ID: 107198437
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Belletristik, Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Originaltitel: Skuggamyndir
Inhalt: 128 S.
ISBN-13: 9783887472528
ISBN-10: 3887472527
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Oskarsson, Óskar Árne
Übersetzung: Betty Wahl
Hersteller: Transit Buchverlag GmbH
Verantwortliche Person für die EU: Transit Buchverlag GmbH, Gudrun Fröba, Brückenstr. 6, D-95126 Schwarzenbach, transit@transit-verlag.de
Maße: 220 x 145 x 13 mm
Von/Mit: Óskar Árne Oskarsson
Erscheinungsdatum: 02.03.2011
Gewicht: 0,274 kg
Artikel-ID: 107198437
Sicherheitshinweis